Märchen und Wahrheit

Ein Größenvergleich:

von links nach rechts: gemeine Feldwespe, eine Hornisse, eine Honigbiene und eine Bienendrohne

  • Märchen: "Der Stich einer Hornisse entspricht dem Gift von 5 Wespen!"
    und Wahrheit: Ein absolutes Märchen, ein Hornissenstich ist von der Giftintensität einem einzigen Wespenstich gleich zu setzen...
     
  • Märchen: "Hornissen sind aggressiv!"
    und Wahrheit: Hornissen gehören zu den Hautflüglern, die das geringste Aggressionspotential besitzen. 

Wir raten: Bei einem Hornissennest sollte der Mindestabstand von 1- 2m nicht unterschritten werden (zum Vergleich: bei einem Wespennest kann von den Wächterinnen eine Annäherung unter 3 m Radius bereits als Bedrohung aufgefasst und der Verteidigungsinstinkt aktiviert werden.)

  • Märchen: "Hummeln können gar nicht stechen!"
    und Wahrheit: Hummeln besitzen sehr wohl einen Stachel! Sie gelten aber als die Pazifisten unter den Hautflüglern, sie setzen ihre Verteidigungswaffe sehr selten ein.
     
  • Märchen: "Bienenschwärme sind aggressiv!"
    und Wahrheit: Bienenschwärme werden auf Grund der Menge der herumbrausenden Bienen auch akustisch als Bedrohung gesehen. Schwärmende Bienen sind absolut nicht aggressiv, sie befinden sich auf der Suche nach einer neuen Heimat für das Volk. Sie tragen auch aufgenommenes Futter (im eigenen Honigmagen) von mehreren Kg mit sich mit!

Wir raten: Ruhig bleiben, Abstand halten und wenn bekannt einen Imker oder die Feuerwehr informieren. Das Volk wird dann umgesiedelt.

Wichtig: Geben Sie bitte nach Möglichkeit bekannt, wo und in welcher Höhe/an welchem Ort sich das Nest/der Schwarm befindet. Dies erleichtert die richtige Auswahl von  evt. benötigtem Spezialgerät (zB. der Drehleiter). 

  • Märchen: "Bienen stechen mehrmals!"
    und Wahrheit: der Bienenstachel besitzt einen Widerhaken, der es der Biene unmöglich macht, den Stachelaus der Haut von Warmblütern zurückzuziehen. Die Biene verendet elend, da mit dem Stachel auch der Giftsack und ein Teil der Muskulatur aus dem Unterleib gerissen wird.
     
  • Märchen: "Den Bienenstachel  mit den Fingerspitzen herausziehen!"
    und Wahrheit: Kontraproduktiv, da dann der Giftsack zusammen gepresst wird und noch das letzte Rest Bienengift aus- und eingedrückt wird!

Wir raten: Den Stachel mit dem Fingernagel von der Stachelspitze beginnend Richtung Giftsack wegstreifen! Anschließend Kühlen und v.a. bei Allergien oder starkem Anschwellen den Arzt aufsuchen.

  • Märchen: "Bienen sterben im Winter"
    und Wahrheit: Das Bienenvolk bildet die sogenannte Winterkugel. Spezielle Winterbienen (die auch eine längere Lebenszeit als die Sommerbienen haben) sorgen für eine konstant gleichbleibende Temperatur im Inneren der Kugel, in der sich die Königin aufhält (Prinzip: Reibungswärme).
  • Märchen: "Hornissen und Wespen sind unnütz!"
    und Wahrheit: Zu den Beutetieren dieser Insekten gehören unter anderem auch die Raupen des Eichenwicklers oder der Kiefernbuschhornblattwespe. Beide sind enorme Forstschädlinge.
  • Märchen: "Bienenmännchen können stechen!"
    und Wahrheit: Die sogenannten Drohnen besitzen keinen Stachel! Ihre einzige Funktion ist die Begattung der Königin beim sogenannten Hochzeitsflug. Ist dieser erfolgreich abgeschlossen, werden die Drohnen von den Arbeiterinnen nicht mehr in den Stock gelassen, d.h. sie verhungern in der freien Wildbahn. Sie beherrschen die Kunst des Nektarsammelns nicht,  Zurückbleiber werden im Stock als unnützer Esser abgestochen und aus dem Bau geworfen. Zyniker haben hier schon öfters unangebrachte Parallelen zur Menschenheit gezogen...
  • Märchen: "Bienen erfüllen immer die gleiche Arbeit!"
    und Wahrheit: Jede Biene durchläuft in ihrem Leben mehrere Dienstphasen. Von der Hebamme, Wächterin, Soldatin über Nektarsammlerin bis zur Leichenträgerin sind viele Berufe abzudecken.
  • Märchen: "Wespen sammeln Honig!"
    und Wahrheit: Wespen erbeuten Honig, sie sammeln diesen nicht wie die Honigbiene oder Hummeln. Wespen ernähren sich sowohl von kohlenhydratreichen Pflanzensäften (Anzapfen von Blättern), als auch von eiweißhaltigen tierischen Stoffen. Hier liegt dann auch der große Nutzen von Wespen u.a.: große Mengen von Mücken, Fliegen, aber auch Raupen werden vertilgt. Wissenschaftler haben errechnet, dass ein Wespen- oder  Hornissenvolk täglich einen halben Kilogramm Insekten verzehrt- übrigens das Tagespensum von 5 Meisenfamilien (die in der Beliebtheit viel höher rangieren...)
  • Märchen: "Ich als Einzelner kannn nichts beitragen, dass die gefährdeten Hummel und Wildbienen aussterben!"
  • und Wahrheit: Ein Irrtum: Wer einen Garten oder Terrasse sein Eigen nennt, kann viel beitragen! Das Setzen von bestimmten Pflanzen sind sowohl eigennützig weil attraktiv, als auch für diese Insekten lebenswichtig.

Wir raten: Lohnende Trachtpflanzen wären Lupinen, Dost, alle Erika- Arten, Phlox, Glockenblumen, Pfingstrosen, aber auch Kräuter wie Thymian, Melisse, Minze uvm. Auch Schlingpflanzen wie Wicken, Lonicera, Clematis, Blauregen oder Rankrosen werden gerne besucht.

Unter den Bäumen sind Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschke und Mirabelle die Lieblinge von Hummeln.